Bekümmerte LiederWeißt Du noch? Er gehört zu den ganz Großen der deutschen Chanson- und Liedermacher-Szene, den wenigen, die nach über 30 Jahren noch oder wieder auftreten. 2001 war er nach langer Bühnenpause als Triumphator vor volle Säle zurückgekehrt. Doch jetzt wirkte Stephan Sulke müde, erschöpft, beinahe resignativ. Sein mit ihm in die Jahre gekommenes Publikum ist geschrumpft, man sieht es, er sieht es - und er reagiert unangemessen vergrätzt. Noch immer gibt es viele, die seine alten und neuen Lieder und seinen verknautschten Charme mögen - rund hundert sind an diesem Abend ins Rex-Theater
Tiefe Melancholie "Komisch", zu dem es auf seiner Homepage ein köstliches Filmchen gibt, brachte selbstironisches Lachen und die wunderbaren "Weißt du noch" und "Ein vergilbtes Stück Papier", verursachten wie jedes Mal wieder einen Kloß im Hals. Auffällig das konzentrierte Ansingen gegen die Angst vor dem Alter, vor Einsamkeit und Tod, wie es auch Hermann Hesse ergreifend getan hat. Mit selbstironischer
Balladen Eine neue Facette zeigt Sulke mit Texten, die er neidvoll und mit Hochachtung betrachtet und die er vor dem Vergessen bewahren möchte. Mit seinen Vertonungen von Balladen von Goethe bis Heine, Keller und Fontane hat er durchaus Chancen, finde ich. Mein Vorschlag ans Kultusministerium, das heuer Max Frisch und Gotthold Ephraim Lessing per Lehrplan an die Schüler bringt: man sollte Sulkes Balladen-Vertonungen ins Curriculum aufnehmen. Zwei überzeugende Beispiele hat er im Programm: Goethes "Der Zauberlehrling" als veritablen HipHop mit gesampeltem Sound und Fontanes "Herr von Ribbeck" als swingenden Blues, ebenfalls mit musikalischem Playback. Eine CD, die nicht mehr als eine Theater-Karte kostet, ist auch schon zu haben. Über das Album mit dem Titel "Pop & Poesie" werden die Musenblätter in Kürze auf der Musik-Seite berichten. Die stehenden Ovationen der hundert Aufrechten wurden mit zwei eher lustlosen Zugaben honoriert. Immerhin schön, ihn mal wieder "live" gehört zu haben. Weitere Informationen unter: www.stephansulke.de |